Sonntag, 4. November 2012

Geburtsbericht 2. Kind

Da das mein Schwangerschaftsblog ist, möchte ich die Geburtsberichte meiner drei Kinder auch hier sammeln. Zum Erinnern und vielleicht auch zum Mut machen.

9 Jahre nach meinem ersten Kind war ich endlich neu verliebt und wieder schwanger. Die Schwangerschaft verlief bis auf ständige Vorwehen ziemlich gut.

Am Nachmittag des 18. Septembers 2007 war ich einkaufen. Im Blumenladen fragte mich die Verkäuferin, wann es denn soweit sei. Ich erwiderte, daß heute der Entbindungstermin sei. Da hat mir die Verkäuferin ganz panisch mein Wechselgeld entgegengeworfen und meinte nur: "Na dann aber schnell!"

Kurz vorher war ich im Geburtshaus bei meiner Hebamme zur Untersuchung. Es gab keine Anzeichen auf eine baldige Geburt. Ich war ein bißchen enttäuscht, weil ich einfach nicht mehr warten wollte. Ich war so gespannt auf unser Mädchen.

Um 23 Uhr haben wir das Licht ausgemacht um zu schlafen. Da war mir plötzlich ein bißchen komisch zumute. Obwohl es schon mein zweites Kind war, konnte ich nicht genau sagen, ob nun die Geburt beginnt, oder nicht. Ich wollte niemanden umsonst mitten in der Nacht aufscheuchen und wartete ab. Vorsichtshalber riefen wir dann gegen Mitternacht doch die Hebamme an. Sie wollte losfahren und mal bei uns vorbeischauen. 

Ich war plötzlich der Meinung, mir unbedingt noch die Haare zu waschen. Wer weiß, wann ich wieder dazu komme. Unter der warmen Dusche bekam ich eindeutige Wehen und schaffte es mit Ach und Krach, mich abzutrocknen und meine Haare zu föhnen. Der Liebste hatte mich veratmen gehört und dirigierte die Hebamme telefonisch gleich zum Geburtshaus um.

Unseren Großen brachten wir zu den Nachbarn und machten uns gegen 00.30 Uhr auf den Weg ins Geburtshaus. Auf der kurzen Autofahrt dorthin hatten schon die Presswehen eingesetzt. Die Fahrt kam mir ewig vor, dabei dauerte sie höchstens 10 Minuten. Der Parkplatz in der kleinen engen Straße war ein Stückchen von der Tür des Geburtshauses entfernt. Von Weitem sah ich das Fahrrad meiner Hebamme vor dem Haus stehen. Ein gutes Zeichen für mich. Sie war also schon da. Ich wusste, ich musste schnell sein, denn zwischen den Wehen blieb mir nicht viel Zeit, um vom Auto zur Haustür zu gelangen. Ich wartete eine Wehe ab und lief, so schnell ich in diesem Zustand konnte, los. Ich schaffte es gerade so und ging auf der Türschwelle unter der nächsten Wehe in die Knie und hielt mich am Türknauf fest. Dann lief mir plötzlich etwas Warmes die Beine hinunter - die Fruchtblase war geplatzt. 

Die Hebamme kam raus in den Hausflur, um mir zu helfen. "Ich bin da." sagte sie ganz ruhig. Das war der zweitschönste Satz in dieser Nacht. Die Wehe war vorbei und ich lief schnell weiter, um ins Geburtszimmer zu kommen, das schon von Kerzen in schummeriges Licht getaucht wurde. Ich kniete mich auf die rote Matte auf dem Boden vor das Bett, stütze mich mit den Armen auf dem Bett ab, bekam die Decke zu fassen und krallte mich an ihr fest. Der Liebste begann, das Bett zu beziehen. Mit unserer dunkelroten Bettwäsche, die wir extra für diesen Anlass ausgesucht hatten. Babys mögen dunkelrot. In den nächsten Minuten war ich mit atmen und jammern beschäftigt, da die Wehen nahezu ohne Pause kamen. 

Ich hörte: "Der Kopf ist da!" und konnte es nicht glauben und schüttelte immer nur mit dem Kopf. Die Kleine trug eine sogenannte "Glückshaube". Um 01:12 Uhr war unsere Tochter gänzlich geboren und das Bett war bezogen. 3740g, 52cm und 35,5cm Kopfumfang waren die Maße unserer Kleinen.
10 Minuten nach der Geburt sagte unsere Hebamme: "Die Kleine hat ihren eigenen Kopf!". Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich daran denke und merke jetzt, wie Recht die Hebamme damit hatte!

3 Stunden später sind wir mit unserem neuen Mutzelchen wieder nach Hause gefahren. Am Morgen kam unser Großer von den Nachbarn runter und die Hebamme sah nach uns.

Das war eine ziemlich rasante Nacht!

Geburtsbericht 1. Kind

Geburtsbericht 3. Kind

Geburtsbericht 4. Kind

10 Kommentare:

  1. Schön, dass du die Geburtsberichte hier sammelst. Es sind ja immer ganz besondere Geschichten, die die Kinder auch gerne immer wieder hören. Ich wünsch dir schon mal viel Glück für die vierte Geburt!
    LG, Micha

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  2. Wunderschöner Geburtsbericht, ebenso wie der von deinem großen Sohn! Ich kann mir auch noch so viele Momente aus meiner Erinnerung abrufen, als wäre das alles erst gestern gewesen.
    Mit deiner Einstellung und Gelassenheit wirst du sicher auch die vierte Geburt gut hinter dich bringen!
    LG, Lilli

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  3. Ich hatte Gänsehaut.Wahnsinnig toll.
    ich finde es klasse,dass du uns an allen deinen geburten ein bisschen teil haben lässt!

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  4. Danke für den schönen Bericht! Ich vermute, dass es "Veranlagung" ist, wenn Kinder mit Glückshaube geboren werden. Meine 3 jüngeren Kinder (von vieren) sind alle mit Glückshaube geboren. Meine Hebamme erzählte mir, unsere Tochter habe sie beim Durchtritt des Kopfes mit großen geöffneten Augen angesehen, während Käseschmierflocken und Fruchtwasser in der Fruchtblase um sie herumschwammen. Wir haben die Glückshaube bei der Taufe in eine Fürbitte "eingebaut" und darum gebetet, dass sie in ihrem Leben wirklich Glück erfahren möge.

    Kathrin

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  5. Das liest sich stellenweise dramatisch, wenn man sich das bildlich vorstellt. Presswehen noch im Auto... Die Bettwäsche war dann wenigstens noch zum Kuscheln gut.
    Bloß gut, dass der Weg so nah war. Wie beruhigt könnt ihr da einer Hausgeburt entgegensehen.

    Ein bisschen Sorgen mach ich mir jetzt schon, zumal ich gestern einen ebenso flotten Geburtsbericht gehört habe...

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  6. mir lief ein kleiner schauer den rücken herunter - aus erinnerung an unsere geburtshausgeburt (mit ebenfalls roter bettwäsche), aus mitfühlen heraus, weil ich die kurzen wehenabstände auch noch so in erinnerung habe. und auch, weil deine hebamme in diesem bericht so ruhig und souverän wirkt. ich hoffe, ihr werdet auch diesmal wieder eine tolle geburt und so eine liebevolle begleitung haben :)
    linnea

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  7. Ich finde das so schön - meine Kleine ist ja ziemlich exakt 12 Stunden vor Eurer auf die Welt gekommen, aber die Geburt, die Du beschreibst, das ist die von meiner Großen - inklusive des (auch heute noch zutreffenden Satzes) vom eigenen Kopf ;-)
    Das Kleinchen war ein Kaiserschnitt, etwas, wovor ich im Vorfeld fürchterliche Angst hatte. Und trotzdem hat sich die Entscheidung (sie war eine BEL und die Hebamme hätte es versucht) von Anfang an richtig angefühlt und auch im Nachhinein empfinde ich es als gut und sogar auch als schönen Start für uns - wer weiß, wofür es gut war. Bauchgefühl, auch da. Schon komisch, oder?

    LG Tina

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  8. Sehr bewegend. Vor allem der Morgen klingt schön. Haben die Kleinen das auch schon alles verstanden?

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